Sabine Elender - Recherche zur Psychosomatik




Psyche und Soma - Die Seele und der Leib. Eine wechselseitige Verbindung.


Unter Psychosomatik wird eine Betrachtungsweise von Gesundheit und Krankheit in der Medizin verstanden, die den Menschen als eine einzigartige geistig-seelisch-sozial-körperliche Einheit versteht. Sie betont beim Vorliegen von körperlichen Störungen die Berücksichtigung von geistig-seelischen und sozialen Faktoren für das Verständnis von Krankheitsentwicklung und Heilung(1) und geht bei der Entstehung und Aufrechterhaltung von Krankheiten von einem biopsychosozialen Krankheitsmodell(2) aus.
Damit werden Krankheit und Gesundheit nicht als zwei unterschiedliche Zustände angesehen, sondern sie stehen in enger dynamischer Wechselwirkung zueinander. Es handelt sich bei der Psychosomatik also um eine medizinisch-psychologische Krankheitslehre, die psychischen Prozessen und psychosozialen Einflüssen bei der Entstehung und Heilung körperlicher Leiden eine wesentliche Bedeutung beimisst und auch körperliche Faktoren für die Entstehung psychischer Störungen mitverantwortlich macht.

Quelle: www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org


Hochsensibilität

Vulnerabilität

Hyperakusis


EPIGENETIK:
Emotionale Vernachlässigung - emotionale Willkür
Bindungsforschung

Depression
Das Verschwinden von Gefühlen



Burnout + Stress

Verdrängung und Kompensation

Allostatische Last
Salutogenese
Resilienz







Hochsensibilität

Mit Hochsensibilität leben ist Gabe und Bürde zugleich. Mit Hochsensibilität leben bedeutet: offenere Sinne und durchlässigere Grenzen besitzen als andere Menschen. Bedeutet aber auch, schneller und früher überreizt und überlastet zu sein als andere Menschen.

Bereits in den Zwanziger Jahren beschrieb der Psychiater Ernst Kretschmer eine "außerordentliche Gemütsweichheit, Schwäche und zarte Verwundbarkeit, auf der anderen Seite aber ein gewisser Einschlag von selbstbewusstem Ehrgeiz und Eigensinn".
Von der US-Psychologin Elaine N. Aron wurde das Phänomen Hochsensibilität 1996 in der Veröffentlichung "The Highly Sensitive Person" beschrieben. 2005 erschien die deutsche Ausgabe "Sind Sie hochsensibel?". Aron prägte den Begriff der "Highly Sensitive Person" (HSP). Wissenschaftlich untermauert wurden ihre Aussagen von Untersuchungen des amerikanischen Entwicklungspsychologen Jerome Kargan.
Eine anerkannte neurobiologische Erklärung existiert bis heute nicht, aber man geht davon aus, dass eine erblich bedingte spezielle neuronale Konstitution eine wichtige Rolle spielt.

Unterschiedliche Forschungen gehen davon aus, dass 15 bis 20 % der Bevölkerung hochsensibel sind. Hochsensibilität ist keine Krankheit, doch können durch ständige Überreizung Krankheiten entstehen. Vielen machen laute Geräusche, Gerüche, zu viele Reize und fehlende Rückzugsmöglichkeiten zu schaffen. Körperlich äußert sich dies mit Kopfschmerzen, Hautproblemen, Schlafstörungen oder Magen-Darm-Erkrankungen.

Jeder Mensch nimmt Informationen aus seiner Umwelt auf und verarbeitet sie. Bei fast allen Menschen wird ein Großteil der Informationen jedoch aus der Wahrnehmung herausgefiltert zum Schutz vor Überflutung
. Dieser Filter ist bei hochsensiblen Menschen aufgrund neurologischer Besonderheiten weniger stark ausgeprägt als bei nicht hochsensiblen Menschen. Hochsensible nehmen viel mehr Informationen auf, sowohl von ihrer Umwelt als auch von sich selbst. Sie nehmen feine Einzelheiten in einem größeren Spektrum wahr.

Weil die Intensität ihrer Informationsaufnahme höher ist, erscheinen sie weniger belastbar. Laute Musik, der Andere ohne Probleme zuhören können, führt bei ihnen zu Unwohlsein, gar zu Schmerzen. Gruppen von Menschen, z. B. große Partys mit breiter Geräuschkulisse, eng aneinanderstehenden Menschen und vielen Gerüchen in der Luft, die für normale Menschen keine besondere Herausforderung darstellen, bedeuten für Hochsensible häufig eine unerträgliche Überlastung an Informationszufluss.

Wenn sie sich aus solchen Situationen zurückziehen, wird das häufig als Ungeselligkeit, Snobismus, elitäres Empfinden oder Unhöflichkeit interpretiert. In Wirklichkeit ist es Flucht - Flucht vor der Überreizung, die das Nervensystem der HSP an die Grenze der Überlastung bringt. Hochsensible Menschen erreichen die Schwelle der Überstimulation sehr viel früher als der Rest (der Menschen).

Einige Merkmale, die bei Hochsensiblen zutreffen können:
Reizüberflutung in Situationen, die für den Rest nicht belastend sind,
schnellere Überforderung, (als der Rest)
hohes Rückzugsbedürfnis,
geringere Stresstoleranz und Belastbarkeit (als der Rest),

Literaturübersicht:
  • Georg Parlow:
    zart BESAITET - 2003
    ISBN 3-9502765-0-0

    Klappentext:
    - - Hochsensible Menschen haben Wahrnehmungen, Bedürfnisse, Begabungen aber auch Schwächen, die sie vom Großteil der Bevölkerung unterscheiden.
    Die Hochsensiblen sind in der Minderzahl, aber nicht so wenige, wie viele von ihnen glauben, und beileibe keine Abnormität.
    Dieses Buch befasst sich detailliert mit den Gemeinsamkeiten und Eigenheiten der Hochsensiblen, bietet erhellende und erleichternde Einsichten, erklärt Zusammenhänge von persönlicher und gesellschaftlicher Relevanz und enthält Ansätze zu einer "Gebrauchsanleitung" für Betroffene.
    Das kompetent und persönlich geschriebene Buch ist eine Bereicherung für alle hochsensiblen und interessante Lektüre für nicht hochsensible Menschen. - -

  • Birgit Trappmann-Korr:
    Hochsensitiv: Einfach anders und trotzdem ganz normal - Leben zwischen Hochbegabung und Reizüberflutung - 2011
    ISBN 978-3-86731-060-4

    Klappentext:
    - - 15 % aller Menschen sind hochsensitiv - jeder von uns hat also hochsensitive Menschen in seinem Umfeld. Die Betroffenen selbst wissen jedoch oft nicht, dass sie hochsensitiv sind. Das Einzige, was sie wissen, ist, dass sie schon immer irgendwie "anders als die anderen" waren und sie sich deshalb ausgeschlossen und alleine fühlen.
    Diese Menschen sind hoch empfindsam, nehmen sich und ihre Umwelt, aber auch Stimmungen, intensiver und detaillierter wahr: Gesellige Runden, Lärm, laute Musik, Stress und grelles Licht sind ihnen unerträglich und überreizen ihr Nervensystem. Es fällt ihnen schwer, mit dieser Reizflut umzugehen, die für andere Menschen völlig unproblematisch ist.

    Dieses Buch beleuchtet erstmals alle Aspekte von Hochsensivität und bringt sie in einen Zusammenhang. Die erfahrenen Autorin liefert wissenschaftlich belegte Erklärungen, was hinter Hochsensivität steckt, wie sie entsteht...und vor allem, wie sich damit leben lässt.
    Das Buch ist nicht nur ein einfühlsamer Lebensbegleiter für Betroffene, sondern birgt auch wichtige Einsichten für Berater, Therapeuten und für alle, die mit hochsensitiven Kindern oder Erwachsenen leben. - -

  • Rolf Sellin:
    Wenn die Haut zu dünn ist - Hochsensibilität vom Manko zum Plus - 2012
    ISBN 978-3-466-30884-2

    Klappentext:
    - - Etwa 15 bis 20 Prozent aller Menschen nehmen mehr Reize auf als andere - und das wesentlich intensiver. Die ausgeprägte Begabung, differenzierter und stärker wahrzunehmen, ist oftmals von Vorteil. Viele hochsensible Menschen leiden jedoch darunter: Sie sind verletzlicher, geraten schneller in Stress und kämpfen mit Selbstzweifeln.

    Reflexionsfragen und Übungen unterstützen Sie dabei, sich vor Überforderung und Reizüberflutung zu schützen und sich besser abzugrenzen.
    So gelingt es, Stolpersteine im Privaten wie im Beruf zu erkennen und konstruktiv damit umzugehen. Hochsensibilität wandelt sich vom Manko zum Plus. Ihr eigenes großes Potenzial steht Ihnen endlich zur Verfügung.- -





Vulnerabilität (Verletzlichkeit)

Mit der Hochsensibilität geht häufig auch eine erhöhte Vulnerabilität einher. Das bedeutet, mit einer erhöhten Verletzlichkeit, Verwundbarkeit, einer geringeren Belastbarkeit zu leben, aber auch häufig mit einer besonderen Form der Kreativität und Schaffenskraft.

In der Psychologie wird Vulnerabilität als das Gegenteil von Resilienz betrachtet.
Bei dem sogenannten bio-psycho-sozialen Modell der Dialektisch-Behavioralen-Therapie geht man davon aus, dass bei der Vulnerabilität sowohl angeborene (genetisch bedingte) wie auch im Laufe von Lernerfahrungen bestimmende Faktoren hierfür eine Rolle spielen.
Forschungen mit den neuen bildgebenden Verfahren können Veränderungen an den Nervenfasern sichtbar machen. Möglich ist auch, dass eine erhöhte Vulnerabilität des Gehörsinnes bereits im Mutterleib während der Schwangerschaft entsteht. Zu dem Zeitpunkt, an dem die Schutzlagen um die Nerven gebildet werden, diese Entwicklung durch starken Stress behindert oder abgebrochen wird. Verglichen mit dem Stromkabel, das zum Schutz eine Isolierschicht benötigt.
Forschungen belegen, dass durch traumatische bzw. die Gefühle und Bedürfnisse des Kindes missachtende Erfahrungen eines ungünstigen Umfeldes das Kind keine stabilen Erfahrungen im Umgang mit Gefühlen machen kann. Immer wieder werden dabei Wahrnehmungen und Gefühle des Kindes in Frage gestellt oder aber durch extreme Erfahrungen von Gewalt und Traumatisierung ein stabiles Vertrauen in die eigenen Gefühle und Wahrnehmungen gar nicht erst ermöglicht.
Traumatisierungen führen dabei zu einer extremen Verletzbarkeit und emotionalen Empfindlichkeit. Für derart in ihrer Sicherheit und in ihren Gefühlen verletzte Kinder kann es überlebenswichtig sein, eigene Gefühle zurück zu stellen bzw. extrem auf Situationsanforderungen und Gefahren zu reagieren.
Es kann die Ausgangsbasis werden für die Entstehung einer


Hyperakusis (Geräuschüberempfindlichkeit)

Unter Hyperakusis versteht man eine Überempfindlichkeit des Hörsinns. Bei einer Hyperakusis müssen zwei Faktoren zusammenkommen: ein Funktionsausfall der Haarzellen in einem bestimmten Bereich des Innenohrs und eine Überaktivität im Limbischen System des Gehirns, das unter anderem für die Verarbeitung von Gefühlen zuständig ist.
Sie ist Ausdruck einer gestörten Hörwahrnehmung mit einer eingeschränkten Hörfilterfunktion.
Da das Innenohr und mit ihm alle 25000 Hörzellen ist jeder Lautstärke passiv ausgeliefert und die Hörzellen alle Geräusche in Nervenimpulse umsetzen müssen, ist es für sie im Falle einer Überforderung sinnvoll nicht arbeiten, also nicht hören zu müssen. Mit der Empfindlichkeit gegenüber Lautstärke erreichen die überlasteten Hörzellen, daß wir uns in ihrem Sinne verhalten, also vor Lautstärke fliehen bzw. sie vermeiden.

Die Hyperakusis kann eigenständig auftreten, aber häufig (in ca. 40% der Fälle) zusammen mit Hörstörungen und Tinnitus. Weitere Ursachen können Lärmbelastung, ein Hörsturz, ein Lärmtrauma, das Älterwerden und seelische oder körperliche Verletzungen sein. Besonders häufig betroffen sind sensible und ohnehin schon lärmenpfindliche Menschen.
Mögliche organische Krankheitsbilder sind Hörschäden, Verletzung oder Ausfall der großen Gesichtsnerven, Vorzeichen der Migräne, bestimmte Epilepsieformen oder Nebenwirkungen von Medikamenten.

Eine Überempfindlichkeit gegenüber Geräuschen kann auch Ausdruck einer Erschöpfung der körperlichen und nervlichen Reserven sein.
" Vor allem ehrgeizige, sehr engagierte Menschen die selbst in der Freizeit Leistung erbringen, sind gefährdet. Sie sollten sich fragen, was sie vom Leben möchten, ob sie ihre Ziele wirklich nur durch permanente Leistung erreichen können. Eine Hyperakusis ist hier ein Warnsignal. Wird es nicht ernst genommen, kann die Selbstausbeutung des Körpers und der Psyche in einem Zusammenbruch oder einem Burnout enden.
Angsterkrankungen, Depressionen, Burnout oder auch Schizophrenie sind häufige Ursachen der Hyperakusis. Häufig liegen dem Leiden jedoch weder körperliche noch psychische Erkrankungen zugrunde, sondern "bloß" eine allgemeine erhöhte Reizbarkeit. Viele Menschen können mit der Flut an Reizen und Informationen, die über sie hereinbricht, nicht mehr umgehen. "Das Leben wurde in den letzten Jahren immer schneller, wodurch der menschliche Organismus immer mehr belastet wurde. Die Verarbeitung dieses Reizfeuerwerks kann das menschliche Gehirn überfordern"."
Dr. Helmut Schaaf, Oberarzt der Tinnitus Klinik am Krankenhaus Bad Arolsen.




EPIGENETIK:

"Epi" kommt vom altgriechischen "oberhalb" und beschreibt, wie Erlebnisse zwar nicht die DNA-Sequenz eines Menschen verändern, aber etwas "oberhalb" der Gene. Bei manchen wird die Aktivität stark vermindert, wie bei NR3C1, das den Bauplan jener Eiweiße enthält, die für die Kontrolle der Cortisolausschüttung zuständig sind. Cortisol ist das wichtigste Anti-Stress-Hormon des Körpers, es schützt ihn vor den negativen Folgen von starkem Stress und sorgt für eine sinnvolle Anpassung an aktuelle Umweltbedingungen.

Wissenschaftliche Erklärung - Quelle: www.spektrum.de:

Epigenetik – kurz erklärt:

Epigenetik umschreibt die Metaebene genetischer Regulation: Einen lange von der Forschung übersehenen Mechanismus mit vielschichtigen Konsequenzen. Denn per Epigenetik gelingt es dem Zellkern unter dem Einfluss äußerer Faktoren zu regulieren, wann und in welchem Ausmaß welche Gene ein- und ausgeschaltet werden. Somit erhöhen epigenetische Mechanismen die Flexibilität des immer gleichen Erbguts der unterschiedlichsten Zellen: Wie Haut-, Herz- oder Darmwandzellen ihre identischen DNA-Sequenzen einsetzen, kann unter epigenetischer Regulation auch von Umweltfaktoren abhängen.

Gekipptes Dogma der Genregulation:

In der Konsequenz stößt die Epigenetik ein lang gehegtes Dogma der Biologie um: die Idee, dass die Eigenschaften eines Organismus durch das bei der Geburt vererbte Genmaterial unveränderbar bestimmt wird. Tatsächlich erlaubt die Epigenetik selbst subtilen Umweltveränderungen den Zugriff auf unser Erbgut – neue Forschung zeigt, das die Entstehung von Krankheiten oder die Veränderung von Persönlichkeitsmerkmalen epigenetisch beeinflusst sein können.

Robert Kumsta, Professor für Genetische Psychologie an der Ruhr-Universität Bochum:

Die Epigenetik ist ein junges Forschungsfeld, das Neurologie, Molekularbioligie, Psycheatrie und Psychologie zusammenführt, und erzeugt einen Paradigmenwechsel in der Wissenschaft.
Diese neuen Erkenntnisse führen zu dem Wissen, dass das, was ein Mensch am Beginn ihres Lebens erfährt, tiefe messbare chemische Spuren im Gehirn hinterlassen, den Hormonhaushalt beeinflusst und sogar die Gene beeinflusst.
Eine frühe Gefahrenlage sorgt dafür, dass Cortisol im Dauerstress produziert wird. Das Gen, NR3C1, das die Regulation der Cortisolausschüttung steuert, wird in seiner Aktivität gehemmt. Wenn das Stresshormon im Dauerfeuer durch den Körper fließt, hat es im Gehirn den Hippocampus verkleinert, die Schaltstelle unserer Gefühle und Erinnerungen. Und die Amygdala hat sich vergrößßert. Sie hat die Aufgabe, Bedrohungen aufzuspüren, und verbindet nun vieles mit Angst. Betroffene sind später im Leben furchtsamer und erregbarer und physiologisch programmiert, das Leben als bedrohlich zu empfinden.


Emotionale Misshandlung - Vernachlässigung

Emotionale Misshandlung bedeutet Vernachlässigung durch die wichtigste/n Bezugsperson/en.
Wissenschaftler der Universität Münster haben erstmals gezielt die Langzeitfolgen von Misshandlungserlebnissen mittels Magnetresonanz-Tomografie (MRT) untersucht. Es hat sich gezeigt, dass Menschen, die als Kind misshandelt wurden - dazu zählen neben der physischen Gewalt auch in besonderer Weise die psychische Misshandlung und die Vernachlässigung des Kindes - meist ihr Leben lang unter den Folgen leiden.
Sie haben ein erheblich größeres Risiko, an Depressionen oder Angststörungen zu erkranken. Gewalterfahrungen drücken sich in Gehirnstrukturen aus: je mehr Gewalterfahrung oder Vernachlässigung, desto kleiner sind wichtige Gehirnstrukturen ausgebildet wie zum Beispiel der für Lernen- und Gedächtnis wichtige Hippocampus oder der für die Emotionsregulation zuständige Stirnlappen. Außerdem ist eine deutliche Überaktivität des Mandelkerns nachweisbar, einer zentralen Struktur des Furchtnetzwerks im Gehirn. Diese Veränderungen sind ähnlich denen bei depressiv Erkrankten.

Wissenschaftler der Charité-Universitätsmedizin Berlin und der McGill University in Montreal, Kanada, konnten zeigen, dass sexuell missbrauchte und emotional misshandelte oder vernachlässigte Kinder langfristig spezifische strukturelle Veränderungen in der Architektur ihres Gehirns ausbilden - in Abhängigkeit davon, welche Misshandlungsform sie erlebt haben. Die Studie ist im "American Journal of Psychiatry" publiziert.

Juni 2013: Eine Arbeitsgruppe um Prof. Christine Heim, Direktorin des Instituts für Medizinische Psychologie der Charité, und Prof. Jens Prüssner, Direktor des McGill-Zentrums für Altersforschung an der McGill University, untersuchte mithilfe der Magnetresonanztomografie (MRT) 51 Frauen, die in ihrer Kindheit verschiedenen Formen der Misshandlung ausgesetzt waren. Dabei maßen die Wissenschaftler unter anderem die Dicke der Großhirnrinde.
Die Ergebnisse der Studie zeigen eine spezifische Korrelation zwischen verschiedenen Formen der Misshandlung und Veränderungen in genau denjenigen Regionen des Kortex, die in die Wahrnehmung und Verarbeitung der speziellen Misshandlungsform involviert sind. So ist beispielsweise der somatosensorische Kortex in dem Bereich, in welchem die weiblichen Genitalien repräsentiert werden, signifikant dünner bei Frauen, die in ihrer Kindheit Opfer sexuellen Missbrauchs waren. Opfer emotionaler Misshandlung hingegen zeigen eine spezifische Reduktion der Hirnrinde in den Bereichen, denen eine wesentliche Funktion bei der Etablierung des Selbstbewusstseins, der Selbsterkennung und der emotionalen Regulation zugeschrieben wird.

Möglicherweise ist eine regionale Verdünnung der Hirnrinde Folge der die Aktivität hemmenden Schaltkreise während der frühen Entwicklung. Das könnte als unmittelbarer Schutzmechanismus des Gehirns verstanden werden, welcher das aufwachsende Kind von der Erfahrung "abschirmt", aber später im Leben gesundheitliche Folgen hat.


Bereits ein kleiner Mangel an Geborgenheit und Zuwendung in den ersten Lebensmonaten kann die psychische und physische Gesundheit bis ins Erwachsenenalter beeinträchtigen. Mannheimer Risikostudie Im Blut der Testpersonen, die von ihren Eltern als Kind gleichgültig behandelt wurden, wurde ein Mangel an Apolipoprotein A1 und HDL festgestellt. Diese sind aber wichtig beim Abtransport von überschüssigen Fettmolekülen im Blut und beugen daher der Fettablagerung an den Gefäßwänden und Entzündungen vor, die zu Herzinfarkt oder Schlaganfall führen können. A-F-Buchmann u.a.: Impact of early parental childrearing behavior on young adults cardiometabolic risk profile: A prospective study. Psychosomatic Medicine, 72/2, 2010, 156-162



Emotionale Willkür

Emotionale Willkür zähle zu den Varianten der emotionalen Misshandlung.
Professor Hans Markowitsch hält Unberechenbarkeit (Emotionale Willkür) für das Schlimmste für die kindliche Entwicklung. Es gebe Zeitfenster und Lebensabschnitte, in denen machen Kinder für ihr weiteres Leben nicht nur prägende, sondern bestimmende Erfahrungen.
Willkür führe zu Gefühllosigkeit und/oder Aggression. Kinder, die keine zuverlässige Geborgenheit erfahren haben, sind weniger stressresistent, dafür dünnhäutig und schnell verletzbar.
Die Epigenetik geht davon aus, dass jeder Mensch einen Genpool hat und bestimmte Gene durch die Sozialisation aus- und eingeschaltet werden können. Diese zu verändern, sei schwer, und je älter ein Mensch, desto mehr sei sein Verhalten durch die Genetik festgelegt.
Professor Hans Markowitsch, Gehirnforscher an der Universität Bielefeld.



Bindungsforschung

Es gibt Untersuchungen über die Ausschüttung von Oxytocin - es gilt als Bindungshormon - die besagen, dass Babys Oxytocin produzieren, wenn die Mutter sie streichelt, liebkost und stillt. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass bei emotional vernachlässigten Babys kein Bindungshormon ausgeschüttet wird oder zuwenig. Das fanden amerikanische Forschergruppe über adoptierte Waisenkinder aus Rumänien und Russland heraus.




Depression

Ein Burnout ist häufig eine Depression, aber Depressionen und depressive Störungen sind kein Burnout. Die Vermengung von Stress, Burnout und Depression führt zu einer Verharmlosung der Depression.
Prof. Dr. Ulrich Hegerl, Leiter der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität Leipzig und Vorsitzender der Stiftung Deutsche Depressionshilfe.

Noch vor gar nicht allzu langer Zeit bedeutete die Diagnose Depression die gesellschaftliche Ächtung. Mit einem Stigma behaftet sein. Das Psychische als Ort der dunklen Mächte, des Unheimlichen, des Bösen verursachte bei den Menschen schon immer Ängste und Abneigung. Wie alles, was ANDERS ist.
Und dieses schwer beschreibbare Erleben wurde sogar dem Betroffenen zur Last gelegt. Er, der Mensch, solle doch WOLLEN UND WIRKEN können. Zur Verzweiflung des Erlebens kam noch die Erfahrung, daran selbst Schuld zu tragen.

Depression zählt zu den am weitesten verbreiteten seelischen Erkrankungen in der Bevölkerung. Fast jeder fünfte Mensch leidet mindestens einmal im Verlauf seines Lebens an einer Depression. Dabei hat Depression viele Gesichter. Sie verändert tiefgreifend den Stoffwechsel und andere Körperfunktionen ebenso wie Gedanken und Gefühle, aber auch die Verhaltensweisen anderen Menschen gegenüber.

Depressionen können verschiedene Ursachen haben und zeigen sich in unterschiedlichen Formen. Sind neurobiologische Veränderungen (Stoffwechselstörung im Gehirn) die Ursache, kann die Behandlung mit wirksam mit Medikamenten und/oder Psychotherapie behandelt werden. Möglich ist eine erblich gedingte Veranlagung zur Depression.
In der Resilienzforschung versuchen Wissenschaftler zu ergründen, warum manche Menschen widerstandsfähiger und robuster auf Schicksalsschläge reagieren als andere.

Schlaf- und Konzentrationsstörungen, Antriebslosigkeit haben im vergangenen Jahrzehnt um 75% Fehlzeiten in Betrieben zugenommen und bei den Frühverrentungen stellen sie einen Anteil von 40%. Die Krankenkassen geben 5,2 Milliarden Euro für Antidepressiva aus, die Tendenz ist steigend.
Nach den Zahlen der AOK und der Deutschen Rentenversicherung leiden rund vier Millionen Menschen unter behandlungsbedürftigen Depressionen.
Prof. Claus Leggewie, Politikwissenschaftler, ist Direktor des Kulturwissenschaftlichen Instituts in Essen.

Es macht nichts mehr Freude, eigentlich sind alle Gefühle "weg". Die Zeit dehnt sich wie eine zähe schwarze Masse, in der ich drohe, zu versinken. Für immer.
Eine Betroffene

Die Stiftung Deutsche Depressionshilfe bietet depressiv Erkrankten und ihren Angehörigen ein Online-Forum an. Es kann anonym genutzt werden und wird von einem kompetenten Expertenteam moderiert.
Links:
www.diskussionsforum-depression.de


Stress im Babyalter steigert bei Frauen Depressionsrisiko

US-Forscher haben herausgefunden, dass Mädchen durch Stress (z.B. durch mit der Pflege überforderte Mütter, Beziehungsprobleme mit dem Partner) im ersten Lebensjahr langfristig mehr Stresshormon Cortisol im Körper haben.
Dadurch verändere sich im Gehirn die Verknüpfung zwischen zwei Hirnarealen, die für Gefühle und Gefühlskontrolle zuständig sind. Möglich ist, dass der Stoffwechsel von Mädchen sensibler auf frühkindlichen Stress reagiere als bei Jungen.
Als junge Erwachsene leiden diese Frauen häufiger unter Depressionen und Ängsten als nicht Betroffene oder junge Männer.
Diese Studie fand an 57 heute 18.jährigen teil, die seit ihrer Geburt an der Studie teilgenommen hatten.
Es folgten Tests mit viereinhalb Jahren, die zeigten, dass diejenigen Mädchen mit mehr Stress im ersten Lebensjahr auch dann noch erhöhte Cortisolspiegel aufwiesen.
Als 18-jährige wurden sie mit Fragebogen und Hirnscans untersucht. Das Ergebnis zeigte, dass bei denjenigen Frauen, die als Kind erhöhte Cortisolspiegel hatten, nun beide Gefühlsschaltkreise weniger stark verknüpft waren als bei Frauen mit geringeren Cortisolwerten.
Genau diese Frauen litten häufiger an Depressionen und Ängsten.

US-Studie von der University of Wisconsin-Madison, veröffentlicht im Fachmagazin "Nature Neuroscience"


Hilfe und Unterstützung:
  • Infotelefon: 0800/3344533 (kostenfrei)


  • Die "Nummer gegen Kummer" für Kinder-und Jugendliche: 116111 Das Elterntelefon: 0800 1110550


  • Die bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) bietet Beratung kostenlos unter Telefon 0800 2322783


  • Deutsche Depressionshilfe
    Die Stiftung Deutsche Depressionshilfe und das Deutsche Bündnis gegen Depression e.V. arbeiten kontinuierlich daran, die Versorgung von depressiv Erkrankten zu verbessern. Wir wollen über Depression aufklären, die Erkrankung nochbesser erforschen und die Versorgung langfristig weiterentwickeln.
    Fakten, Adressen, Angebote, Regionales, Angehörigenhilfe, Onlineforum

    Deutsche Depressionsliga
    Die Deutsche DepressionsLiga e.V. ist eine bundesweit aktive Patientenvertretung für an Depressionen erkrankte Menschen. Sie ist eine reine Betroffenenorganisation, deren Mitglieder entweder selbst von der Krankheit Depression betroffen oder deren Angehörige sind. Wer nicht zu diesem Personenkreis gehört, hat die Möglichkeit einer Fördermitgliedschaft.

  • Diskussionsforum Depression
    Fachlich moderiertes Online-Forum zum Erfahrungsaustausch


  • BApK - Bundesverband der Angehörigen psychisch erkrankter Menschen e.V.
    Selbsthilfeorganisation und Solidargemeinschaft von Familien mit psychisch Kranken


  • Irrsinnig menschlich
    Irrsinnig Menschlich e.V. begeistert seit über 15 Jahren Jugendliche und junge Erwachsene mit Präventionsangeboten zur psychischen Gesundheit. Das ist bedeutsam, weil die Mehrheit aller seelischen Störungen vor dem 20. Lebensjahr beginnt, also in einer Zeit, die für eine erfolgreiche gesundheitliche Entwicklung, Sozialisation und letztlich für die Lebensqualität entscheidend ist.
    Psychische Erkrankungen beginnen oft schon im Jugendalter. Doch häufig vergehen mehrere Jahre, bis Betroffene Hilfe suchen. Die größte Hürde für sie ist die Angst, stigmatisiert zu werden. Irrsinnig Menschlich e.V. verkürzt mit seiner Präventionsarbeit in Schule, Studium und Unternehmen diese Zeitspanne. Wir helfen Menschen, ihre Not früher zu erkennen, sich nicht zu verstecken und Unterstützung anzunehmen. Gemeinsam mit unseren krisenerfahrenen Experten öffnen wir Herzen, geben Hoffnung und machen seelische Krisen besprechbar.


  • Die App "Moodpath" schätzt mittels eines Stimmungstagebuchs die Schwere der Depression ein (kostenlos für Android/iOS)




Burnout  (Erschöpfungssyndrom)

Burnout - Ausgebrannt-Sein.
Schleichend wie die Schnelligkeit in den Berufsalltag einzog, stellte sich den Ärzten seit Anfang der Neunzigerjahre eine Symptomenvielfalt vor, die bei Erschöpfung, Schlaflosigkeit und Konzentrationsstörungen anfing bis zu Schmerz- und Kreislaufbeschwerden reichte.
Zuerst als " vegetatives Erschöpfungssyndrom " diagnostiziert, und Managerkrankheit betitelt und dadurch gesellschaftlich sozusagen anerkannt, ist der Burnout heute einer der häufigsten Krankschreibungen im fast allen Berufen gleichmäßig. Seit Kurzem hat das Burnout-Syndrom Eingang gefunden in das ICD mit dem Kürzel ICD 10 Z 73 und der Beschreibung: "Zustand totaler Erschöpfung" unter der Rubrik "Probleme mit Bezug auf Schwierigkeiten bei der Lebensbewältigung."
ICD: International Classification of Diseases - ein von der Weltgesundheitsorganisation herausgegebenes Manual aller anerkannter Krankheiten und Diagnosen.

Ein sogenanntes Burnout ist eine Reaktion auf außergeröhnliche äußere Belastungen, die Folge eine körperliche, emotionale und geistige Erschöpfung aufgrund einer Überlastung, entweder im privaten oder beruflichen Bereich.
Dr. Nadja Behling, Ärztin im Psychosomatischen Fachzentrum Falkenried.

Erschöpfungszustände treten besonders häufig in Dienstleistungsberufen auf, Betroffene sind diejenigen, die pflegend, heilend, lehrend mit Menschen umgehen, dabei eine hohe Leistungsbereitschaft zeigen und wenig oder gar kein Lob bzw. Anerkennung erhalten. Idealismus, Perfektionismus, ausgeprägtes Pflichtbewusstsein und/oder Altruismus können das Ausbrennen beschleunigen.

Kollegialität wandle sich in eine Art Wettkampfmentalität.
Professor Strphan Ahrens, Leiter des Psychosomatischen Fachzentrums Falkenried in Hamburg.

Nicht behandelt, kann Burnout in eine Depression münden. Es gibt eine Auswahl an Behandlungsmöglichkeiten, die sich nach der Schwere der Erkrankung richtet. Das Erlernen von Entspannungsverfahren, dem Delegieren von Arbeiten, eine gute Kenntnis der eigenen Grenzen und die Fähigkeit, auch mal NEIN sagen zu können, sind ein guter Schutz. Es ist wichtig, eine Balance zu schaffen zwischen Arbeit und Privatleben.
Außerdem kann Psychotherapie notwendig werden und/oder die Behandlung in einer Tagesklinik oder ein stationärer Klinikaufenthalt.

Für Isabella Heuser ist Burnout keine neue, vorher noch nie dagewesene Erkrankung, sondern eine spezifische Form der Depression.
Isabella Heuser, Psychologin und Psychiaterin, Direktorin der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie an der Berliner Charité, Campus Benjamin Franklin.

Mai 2019:
Burnout ist von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) offiziell als eigenständige Krankheit im beruflichen Umfeld anerkannt worden.
Das Gefühl des Ausgebranntseins resultiere aus chronischem Stress am Arbeitsplatz, der u.a. zu einer negativen Einstellung zum Job und geringerer Leistungskraft führen könne, lautet die WHO-Definition.
Damit gehört Burnout zu den insgesamt 55.000 Krankheiten, Symptomen und Verletzungsursachen, die nun in der "Internationalen Klassifikation der Krankheiten (ICD 11) aufgeführt sind. Er wurde von der WHO in Genfd verabschiedet.
Quelle: dpa




Verdrängung

Der Begriff der Verdrängung geht auf die psychoanalytische Lehre Freuds zurück. Die Verdrängung schafft die Basis für die Spaltung von Bewusstsein und dem Unbewussten und ist ein Abwehrmechanismus - der grundlegende Abwehrmechanismus ist ebendiese Verdrängung.
Durch Abwehrmechanismen können unangenehme, bedrohliche, tabuisierte oder miteinander in Konflikt stehende Inhalte (Triebe, Wünsche, Motive, Werte) dem Bewusstsein unzugänglich gemacht werden, z.B. Angst, Scham, Schuld, Unlust.
Weitere Abwehrmechanismen sind Identifizierung, Intellektualisierung, Konversion, Projektion, Regression, Sublimierung, Verdrängung, Verleugnung.


Kompensation

Mithilfe der Kompensation versucht die Psyche des Menschen, quälende Empfindungen von Minderwertigkeit bewusst oder unbewusst auszugleichen. Eine kriminelle Karriere ist ein Beispiel für eine nicht geglückte Kompensation. Das Herausbilden von Interessensschwerpunkten und herausragenden Leistungen im Bereich der Wissenschaften, des Sozialen oder Kulturellen ist als Beispiel einer geglückten Kompensation zu sehen.




Allostatische Last

Das Allostase-Konzept:

Der Begriff "Allostase" kommt aus dem Griechischen ("allo" für "variabel" und "stase" für "stehend") und bedeutet ein "Erreichen von Stabilität durch Änderung". Er beschreibt den Prozess, durch den der Körper in Anforderungssituationen (Stress) durch physiologische und psychologische Verhaltensänderungen eine - auch zukünftige Belastungen einbeziehende - Stabilität aufrechterhält. Diese Anpassungsreaktion geht mit erhöhten körperlichen Anforderungen und damit größerer "Abnutzung" einher.

Komplexe Organismen können sich auf verändernde Umwelt- und Lebensbedingungen einstellen. Das wird der im Allostase-Konzept zentralen Variabilität zugeschrieben.

Nach dem Konzept der Homöostase strebt der Körper in jeder Situation eine Aufrechterhaltung des inneren Gleichgewichts an.
Nach dem Allostase-Konzept spielt für allostatische Reaktionen auf komplexe Problemlagen das Gehirn eine Schlüsselrolle. Die Reaktion wird durch Hormone der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Achse (HHN-Achse, HHNA, häufig auch im Deutschen HPA-Achse genannt, Hypothalamic-Pituitary-Adrenal Axis), Katecholamine und Zytokine vermittelt.

Als Allostatische Last werden die Folgen aller Belastungen im Leben eines Menschen bezeichnet, die sich z.B. als chronischer Stress zeigen. Durch diesen chronischen Stress findet eine dauerhafte allostatische Aktivierung statt.

Eine solche chronische physiologische Aktivierung kann verschiedene Organsysteme schädigen. Die stärksten Auswirkungen haben chronische Stressbelastungen auf die psychische Gesundheit und das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, aber auch Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems, des Stoffwechsels und des Immunsystems werden begünstigt.

Belastende Ereignisse aus der Kindheit können umfassende Langzeitfolgen auf die körperliche Gesundheit und Lebensumstände im Erwachsenenalter haben. Zu den besonders belastenden Ereignissen in der Kindheit zählen der Untersuchung zufolge unter anderem Vernachlässigung, Unterernährung oder die seelische Erkrankung eines Elternteils.

Schon frühere Untersuchungen haben nachgewiesen, dass Belastungen in der Kindheit das Auftreten von Krankheiten und die Sterblichkeit im Erwachsenenalter erhöhen können.
Menschen, die negative Kindheitserfahrungen erlebten, können die Kosten dafür ihr ganzes Leben tragen, was sich in ihrer physiologischen Abnutzung im Erwachsenenalter zeigt.




Salutogenese

Die verschiedensten wissenschaftlichen Disziplinen beteiligen sich an der Erforschung des Menschen, die neben einem immensen Wissenszuwachs vor allem der Verbesserung der Lebensqualität auf der Grundlage des bestmöglichen Gesundheitszustandes dienen soll.
Aaron Antonovskys Salutogenese-Konzept relativiert die pathologische Orientierung der Medizin und reduziert ärztliches Handeln nicht auf seine kurative Aufgabe. Mit seinem integrativen Ansatz des Verständnisses der immensen Vielfalt im Spannungsfeld zwischen „Gesundheit“ und „Krankheit“ schuf er auch die Voraussetzungen für eine Umorientierung in der praktischen Arbeit des Gesundheitsbetreuers. Antonovsky sprach von der Hoffnung, sein Konzept möge den Ärzten in Primärversorgung, Rehabilitation und Geriatrie ein wirksames Handwerkszeug für Verstehen und Handeln sein.
Mit der Frage nach den Ursachen für die Position des Einzelnen auf der positiven Seite des Gesundheits-Krankheits-Kontinuums bewegt er sich fort von der ausschließlichen Beseitigung „krankheitsverursachender“ biologischer Grundlagen, psychonervaler Prozesse oder bestimmter Lebensumstände. Als wesentlich werden die Kraft der generalisierten Widerstandsressourcen und die Wirksamkeit des Kohärenzgefühls dargestellt.
Links:
www.salutogenese-dachverband.de/ - Dachverband Salutogenese

www.salutogenese.org - Arbeitsgemeinschaft Salutogenese Bad Wörishofen

www.salutogenese-zentrum.de/ - Zentrum für Salutogenese in Bad Gandersheim




Resilienz

Resilienz - Krisen unbeschadet überstehen Mit Resilienz wird die innere Stärke eines Menschen bezeichnet, Konflikte, Misserfolge, Niederlagen und Lebenskrisen wie schwere Erkrankungen, eine Entlassung, den Verlust eines nahe stehenden Menschen durch Tod oder Trennung, Unfälle, Schicksalsschläge, berufliche Fehlschläge oder eine traumatische Erfahrung zu meistern.

Resilienz ist eine Art seelische Widerstandsfähigkeit oder Unverwüstlichkeit, gewissermaßen das Immunsystem der Seele. Resiliente Menschen lassen sich von widrigen Lebensumständen, Lebenskrisen und Schicksalsschlägen nicht unterkriegen. Sie können kreativ und flexibel in Krisen reagieren, in denen andere sich hilflos fühlen. Belastungen erleben resiliente Menschen eher als Herausforderung denn als Problem oder unlösbare Krise. Sie erholen sich schneller von Fehlschlägen und Niederlagen als Menschen, die über eine geringe Resilienz verfügen.

Resilienz wird im Laufe des Lebens erlernt und kann auch bei schwierigen Ausgangsbedingungen in der Kindheit trainiert werden. Voraussetzung ist die Überzeugung, dass wir Einfluss auf unser Leben haben. Das Vertrauen in die Selbstwirksamkeit ist die wichtigste Fähigkeit resilienter Menschen. Menschen mit einer guten Widerstandskraft übernehmen für ihr Leben und ihr Handeln die Verantwortung. Menschen mit einer geringen Resilienz sehen sich oft in der Opferrolle und fühlen sich deshalb hilflos und ohnmächtig.

Resilienz wird in der Kindheit gefördert durch folgende Verhaltensweisen unserer nächsten Bezugspersonen:
  • eine enge emotionale Beziehung zu mindestens einer Bezugsperson, die Sicherheit und Zuverlässigkeit, Akzeptanz und Achtung vermittelt und dadurch das kindliche Selbstwertgefühl fördert.
  • Eltern sind unsere Vorbilder, sie zeigen uns, wie wir mit Problemen und Konflikten umgehen können.
  • Von ihnen lernen wir auch, dass wir dem Leben nicht ausgeliefert sind, sondern dass wir Einfluss auf unser Leben haben, d.h. selbstwirksam handeln.

Krisen und Niederlagen sind Bestandteil des Lebens. Wir haben jedoch einen Einfluss darauf, ob wir uns von diesen unterkriegen lassen oder diese meistern.
Ein Schuss Optimismus hilft, Krisen als vorrübergehend zu erleben und der Überzeugung sein, dass sich alles zum Guten wenden wird. Dieser Optimismus hilft, besser mit den Problemen und Krisen umzugehen.
Links:
http://resilienzzentrum.de/ - Resilienzzentrum in Osnabrück



Was ist GLÜCK?

Der Psychologe Daniel Kahneman (geb.1934), der 2002 den Wortschaftsnobelpreis erhielt, kommt zu dem Schluss:
Wir müssen uns damit abfinden, dass manche Lebensziele, die dem Glück dienen sollen, inkompatibel sind. Was der langfristigen Zufriedenheit dient, ist nicht unbedingt vereinbar mit dem, was wir als alltägliches erlebtes Glück genießen wollen.






Wenn du vor mir stehst und mich ansiehst,
was weißt du von meinen Schmerzen die in mir sind,
und was weiß ich von deinen?
Und wenn ich mich vor dir niederwerfen würde und weinen, und erzählen,
was wüsstest du von mir mehr als von der Hölle, wenn dir jemand erzählt, sie ist heiß und fürchterlich.
Schon darum sollten wir Menschen voreinander so ehrfürchtig so nachdenklich stehen,
wie vor dem Eingang der Hölle.


Franz Kafka



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